Ein Schauspieler hat mich für eine schweizerische Film- oder Fernsehproduktion (ich glaube, es war Frieden, aber wir haben das nie thematisiert) gefragt, ob in einer vor 1950 spielenden Handlung seine Figur realistischerweise das Wort lobbyieren benutzen würde. Ich habe das relativ oberflächlich recherchiert:

Ein Blick in dieses Werk aus dem frühen 19. Jahrhundert zeigt, dass es das Wort Lobby im deutschen damals eher noch nicht gab, sondern noch übersetzt und etymologisch mit Laube in Verbindung gebracht wird, was das DWDS bestätigt.
Ein nächster interessanter Treffer leuchtet 1871 in der Zeitschrift Globus: Illustrirte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde (1861–1910) auf. Dort wird Lobby – das Substantiv – in seiner Bedeutung und als Konzept sachkundig erklärt, der im Englischen völlig geläufige Transfer von Substantiven zu Verben (to lobby) wird explizit geschmäht:

Begriff und englisches Verb 1871 also schon vorhanden, auf eine Verwendung im Deutschen deutet hier noch nichts hin.
Eine gezieltere Suche nach Verbformen, z.B. „lobbyiert“, fördert dann diesen Schnipsel von 1959 zu Tage:

Das scheint geläufig verwendet zu sein, liegt aber schon mindestens ein Jahrzehnt nach der erfragten Handlungszeit der Produktion, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg spielt. Der früheste Google-Ngram-Treffer für lobbyieren ist von 1968, in einer politikwissenschaftlichen „Festgabe“:

Es steht dort noch in dicken Anführungszeichen, gilt offensichtlich als irgendwie markierungswürdig, so wie jetzt gerade vielleicht noch… ich hätte als Beispiel jetzt gern „netflixen“ verwendet, aber das steht schon im Online-Duden.
Sicher, Google-Ngram ist keine wasserdichte Quelle. Aber angesichts der Beispiele und der eher dünnen Informationen bei DWDS habe ich empfohlen, von einer Verwendung des Verbs für eine vor 1950 angesetzte Handlung abzusehen. Ich glaube, im Dialog ist dann „machen Stimmung für“ herausgekommen. Zur Debatte stand dann noch, ob die Begriffe Restituierung und Finanzplatz in den 1940ern geläufig waren – das kann man relativ schnell bestätigen. Finanzplatz, so ein hässliches Wort, gehörte offenbar schon im 19. Jahrhundert zum Zeitschriftjargon.
Wir haben hier nicht viel gelernt, ausser dass es erstaunlich ist, dass Schauspielern selbst überlassen wird, historisch einigermassen korrekte Dialoge zu sprechen. Ich weiss auch nicht, wie viel meine Recherche wert ist, ich stelle vielleicht mal eine Rechnung an unbekannt.